Meniskus- und Kreuzband-OP – zurück in Stabilität und Bewegung
Was Physio- und Ergotherapie vor und nach der Operation bewirken können
Ein verdrehter Fuß, ein hörbares Knacken, plötzliche Instabilität im Knie – Verletzungen des Meniskus oder der Kreuzbänder zählen zu den häufigsten sport- und alltagsbedingten Knieverletzungen. In vielen Fällen ist eine Operation notwendig, um die Gelenkfunktion wiederherzustellen. Doch die OP allein ist nicht die Lösung – der entscheidende Teil beginnt danach: der therapeutisch begleitete Weg zurück in Bewegung, Kraft und Alltag.
Physiotherapie und Ergotherapie sind dabei zentrale Begleiter – sowohl präoperativ zur Vorbereitung von Muskel- und Bewegungskontrolle, als auch postoperativ zur Wiederherstellung von Gelenkfunktion, Koordination und Alltagskompetenz.
Wann ist eine Operation sinnvoll?
Meniskus
Ein Meniskusriss entsteht häufig durch Drehbewegungen im Knie oder durch degenerative Veränderungen. Je nach Lage und Ausmaß wird operativ entweder genäht oder der beschädigte Teil entfernt (Teilresektion).
Kreuzband
Das vordere Kreuzband (häufiger betroffen als das hintere) reißt meist durch plötzliche Stopps, Richtungswechsel oder direkte Traumen (z. B. im Sport). Bei Instabilität oder hohen funktionellen Ansprüchen wird häufig eine rekonstruktive Operation durchgeführt.
Vor der OP – Stabilität vorbereiten, Angst abbauen
Eine gute präoperative Therapie kann den Heilungsverlauf beschleunigen und das OP-Ergebnis positiv beeinflussen. Ziel ist es, Beweglichkeit zu erhalten, Schwellungen zu reduzieren und Muskelkraft aufzubauen – vor allem im Quadrizeps, in der Hüfte und im Core-Bereich.
Physiotherapie vor der OP:
· Kräftigung von Oberschenkel-, Hüft- und Beckenmuskulatur
· Förderung der Beweglichkeit (v. a. Kniestreckung)
· Schulung von Gehhilfen und Alltagstechniken
· Anleitung zu Lymphdrainage und Schwellungsprophylaxe
Ergotherapie vor der OP:
· Training alltagsrelevanter Bewegungen (z. B. Aufstehen, Treppensteigen)
· Beratung zu häuslicher Vorbereitung und Hilfsmitteln
· Schulung zu ergonomischen Bewegungsstrategien
· Aufbau von Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit
Nach der OP – Schritt für Schritt zurück in den Alltag
Je nach Eingriff und Stabilitätsbedarf erfolgt die Nachbehandlung stufenweise – mit klaren Belastungsvorgaben und funktionellen Zielen. Die frühzeitige Bewegung unter professioneller Anleitung ist entscheidend, um Verklebungen, Muskelabbau und Kompensationen zu vermeiden.
Reha-Phasen nach OP:
1. Schmerzreduktion & Entzündungshemmung
2. aktive Beweglichkeit & Muskelaktivierung
3. Stabilität, Koordination & Gangschulung
4. Aufbau von Alltagstauglichkeit und Belastbarkeit
Physiotherapie nach der OP:
· Mobilisation im schmerzfreien Bereich (je nach Freigabe)
· Aktivierung der gelenkführenden Muskulatur (Quadrizeps, Hamstrings, Hüfte)
· propriozeptives Training & Gleichgewichtsschulung
· Gangbildkorrektur und Belastungsaufbau
· sensomotorische Strategien für Alltagsbewegungen
Ergotherapie nach der OP:
· Alltags- und Arbeitsplatztraining (z. B. Gehen, Sitzen, Tragen, Haushalt)
· Belastungspacing und Energiehaushalt bei Unsicherheit oder Schmerz
· Bewegungsschulung im funktionellen Kontext (z. B. Kind heben, duschen, Auto einsteigen)
· Stärkung der Selbstregulation und Alltagsplanung (z. B. Rückkehr in Beruf oder Sport)
Biopsychosozial denken – Knieverletzung ist mehr als ein Riss
Bei Hockenholz betrachten wir Kreuzband- und Meniskusverletzungen nicht isoliert, sondern als Ereignisse, die tief in das Selbstbild, den Bewegungsrhythmus und die Alltagskompetenz eingreifen.
Deshalb integrieren wir:
· Schmerzaufklärung & Bewegungsreframing („Bewegung ist sicher – auch nach Trauma“)
· vegetative Regulation (z. B. Atmung, Achtsamkeit, Stressabbau)
· Zielarbeit & Motivation im Reha-Verlauf
· interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Chirurginnen, Orthopädietechnikerinnen, Sport- oder Rehaspezialist*innen
Fazit: OP ist nur der Anfang – Bewegung ist der Weg
Ob Meniskus oder Kreuzband – der operative Eingriff kann Schmerzen lindern und Funktion wiederherstellen. Doch das volle Potenzial zeigt sich erst durch eine professionelle, funktionelle Nachsorge.
Physio- und Ergotherapie helfen dabei, Schmerzen zu reduzieren, Vertrauen in das Kniegelenk aufzubauen und sicher zurück in Alltag, Sport und Beruf zu finden.
Der Schlüssel: strukturiertes Training, individuelle Begleitung – und Bewegung, die nicht überfordert, sondern stärkt.
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Du bist selbst betroffen?
Wir begleiten dich – vor und nach deiner OP – individuell, professionell und mit einem klaren Ziel: Ein stabiles Knie, ein bewegter Alltag und ein sicherer Wiedereinstieg.