Morbus Bechterew – leben mit dem Schmerz

Wenn die Wirbelsäule zur Baustelle wird und Bewegung schmerzt, obwohl Ruhe keine Linderung bringt – dann könnte Morbus Bechterew dahinterstecken. Eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die den Rücken betrifft, aber weit mehr als nur „Rückenschmerzen“ auslöst.

Morbus Bechterew – heute meist als Axiale Spondyloarthritis bezeichnet – ist eine Erkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen die eigenen Strukturen richtet. Entzündungen entstehen dort, wo Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln in den Knochen einstrahlen – besonders im Bereich der Iliosakralgelenke und der Wirbelsäule.

Was ist Morbus Bechterew – und wer ist betroffen?

Morbus Bechterew beginnt oft schleichend – meist im jungen Erwachsenenalter. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, wobei Frauen oft eine mildere, aber schwerer zu diagnostizierende Verlaufsform zeigen. Der Schmerz ist oft tief im Rücken lokalisiert, besonders morgens spürbar und bessert sich bei Bewegung, nicht bei Ruhe.

Typische Merkmale:

  • Schmerzen in Gesäß, unterem Rücken oder entlang der Wirbelsäule

  • Morgensteifigkeit, die über 30 Minuten anhält

  • Besserung bei Bewegung, Verschlechterung in Ruhe

  • Entzündliche Prozesse, die auf bildgebenden Verfahren nachweisbar sind

  • Häufig: HLA-B27 positiv

Chronischer Schmerz bei Morbus Bechterew – eine doppelte Herausforderung

Morbus Bechterew bringt zwei Schmerztypen mit sich:

  1. Entzündlicher Schmerz – durch die Autoimmunreaktion selbst

  2. Chronifizierter Schmerz – durch Schonverhalten, Bewegungseinschränkung, Angst und vegetative Dysregulation

Viele Betroffene erleben einen echten Kampf gegen den eigenen Körper – zwischen dem Bedürfnis nach Schonung und der Notwendigkeit, in Bewegung zu bleiben.

Warum Ruhe keine Lösung ist – und Bewegung Therapie bedeutet

Physiotherapie bei Morbus Bechterew

Die Bewegung ist kein „Add-on“, sondern zentraler Therapiebaustein. Ohne gezielte Bewegung droht eine zunehmende Versteifung der Wirbelsäule – mit massiven Auswirkungen auf Haltung, Atmung, Selbstständigkeit und Lebensqualität.

Therapeutische Schwerpunkte:

  • Mobilisation der Wirbelsäule – regelmäßig, sanft, konsequent

  • Haltungs- und Atemschulung – um Kyphosierung vorzubeugen

  • Dehnung verkürzter Muskelketten, besonders der ventralen Strukturen

  • Kräftigung der Rückenmuskulatur – für Aufrichtung und Stabilität

  • Medical Yoga & sensomotorisches Training – zur Schulung von Körperwahrnehmung und vegetativer Beruhigung

Ziel: Beweglichkeit erhalten, Schmerzen regulieren, das Körpergefühl stärken.

Ergotherapie – Alltag trotz Schmerz gestalten

Morbus Bechterew verändert die Bewegungsfreiheit – und damit auch den Alltag. Ergotherapie setzt genau hier an: Was brauchst du, um selbstständig, aktiv und erfüllt zu leben?

Ergotherapeutische Ansätze:

  • Anpassung von Alltag und Arbeitsplatz, z. B. höhenverstellbare Möbel, Pausenroutinen

  • Training funktioneller Bewegungsabläufe – z. B. Aufstehen, Bücken, Tragen

  • Pacing & Energiemanagement – um zwischen Aktivität und Regeneration zu balancieren

  • Zielarbeit und ressourcenorientiertes Coaching

  • Kreative oder körperzentrierte Methoden zur emotionalen Entlastung

Das biopsychosoziale Verständnis – die Brücke zur ganzheitlichen Therapie

Bei Hockenholz betrachten wir Morbus Bechterew nicht nur als entzündliche Erkrankung – sondern als komplexes Zusammenspiel von:

  • Immunsystem & Nervensystem

  • Körperlicher Bewegung & innerer Haltung

  • Umweltfaktoren & Lebensstil

  • Schmerzverarbeitung & Selbstwahrnehmung

Wir arbeiten interdisziplinär, ressourcenorientiert und immer in enger Abstimmung mit den behandelnden Rheumatologinnen und Hausärztinnen.

Fazit: Morbus Bechterew braucht Bewegung, Verständnis – und gute Begleitung

Morbus Bechterew ist nicht heilbar – aber gut behandelbar. Wer frühzeitig diagnostiziert wird, regelmäßig in Bewegung bleibt und sich professionelle Begleitung holt, kann viel Lebensqualität zurückgewinnen.

Der Schlüssel liegt nicht im Rückzug, sondern in der aktiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper. Bewegung, Aufklärung, Selbstregulation – all das verändert den Verlauf.

Du bist Therapeut*in und möchtest lernen, wie du Menschen mit Morbus Bechterew wirksam begleiten kannst?
Dann informiere dich über unsere Fortbildungen zu chronischem Schmerz, Bewegungstherapie und psychosomatischer Begleitung:
👉 www.hockenholz.com/weiterbildungen

Du bist selbst betroffen?
Wir begleiten dich – individuell, therapeutisch fundiert und menschlich zugewandt. In Berlin oder online.

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