Fersensporn – gezielt entlasten, bewusst bewegen

Was Physio- und Ergotherapie bei Plantarfasziitis bewirken können

Ein stechender Schmerz in der Ferse beim ersten Schritt am Morgen oder nach längerem Sitzen – für viele Menschen ist das der Beginn eines langen Leidenswegs. Der sogenannte Fersensporn, häufig verbunden mit einer Reizung der Plantarfaszie, kann Alltag und Bewegung massiv einschränken. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen lässt sich der Fersenschmerz durch gezielte Physiotherapie, ergonomische Entlastung und funktionelle Ergotherapie deutlich verbessern – ganz ohne invasive Maßnahmen.

Was ist ein Fersensporn?

Ein Fersensporn ist ein knöcherner Auswuchs am Fersenbein, der dort entsteht, wo die Plantarfaszie oder die Achillessehne ansetzt. In den meisten Fällen liegt das Problem jedoch nicht am Sporn selbst, sondern an einer Reizung oder Entzündung der umgebenden Strukturen, insbesondere der Plantarfaszie (→ Plantarfasziitis).

Typische Symptome:

·       stechender Schmerz unter der Ferse – besonders morgens oder nach Ruhephasen

·       Druckschmerz beim Gehen oder Stehen

·       schleichender Beginn, später starke Einschränkung bei Belastung

·       häufig beidseitig oder in Kombination mit Knie-/Hüftproblemen

Wichtig: Der knöcherne Sporn ist meist nicht der Schmerzverursacher – entscheidend ist die mechanische Überlastung der umgebenden Faszien, Muskeln und Sehnen.

Warum Bewegung statt Schonung hilft

Früher galt: Einlagen, Ruhigstellung, Entlastung. Heute weiß man: Gezielte Bewegung, funktionelle Kräftigung und Reizmodulation sind entscheidend für die Heilung. Die Faszie braucht eine gute Mischung aus Entlastung und Aktivierung, um sich zu regenerieren.

Ziel der konservativen Therapie:

·       Reiz reduzieren, ohne in Schonung zu verfallen

·       Druckverteilung und Gangbild verbessern

·       Fuß- und Beinmuskulatur kräftigen

·       Schmerzwahrnehmung und Bewegungsverhalten positiv beeinflussen

Physiotherapie – Mobilisieren, kräftigen, entlasten

Die Physiotherapie bietet effektive Möglichkeiten, die mechanischen Ursachen des Fersenschmerzes zu behandeln – durch lokale Maßnahmen und ganzkörperliche Analyse.

Therapeutische Schwerpunkte:

·       Faszienbehandlung und Weichteiltechniken an Fußsohle, Wadenmuskulatur und Achillessehne

·       Dehnübungen für Plantarfaszie, Waden und Oberschenkelrückseite

·       Kräftigung des Fußgewölbes und der intrinsischen Fußmuskulatur

·       Gangschulung und Haltungsanalyse

·       Medical Yoga zur Mobilisation und vegetativen Entlastung

Leitsatz: Fußschmerz wird oft „von oben gemacht“ – Becken, Knie und Gangbild mitbehandeln!

Ergotherapie – Alltag entlasten, Bewegungsmuster anpassen

Schuhe, Untergründe, Arbeitspositionen – der Alltag hat enormen Einfluss auf die Entstehung und Chronifizierung von Fersenschmerz. Hier kommt die Ergotherapie ins Spiel: individuell, alltagsnah und lösungsorientiert.

Ergotherapeutische Ansätze:

·       Anpassung von Belastungszeiten und -intensitäten (Pacing, Mikropausen)

·       Analyse und Optimierung von Alltagssituationen (z. B. Stehzeiten, Barfußlaufen, Gehen auf harten Böden)

·       Beratung zu ergonomischen Hilfsmitteln und Einlagen

·       Training von alternativen Bewegungsmustern im Haushalt, Beruf und Freizeit

·       Schulung in Selbstmanagement und Körperwahrnehmung

Ziel: Entlastung im Alltag – ohne Aktivitätsverlust.

Biopsychosozialer Ansatz – Schmerz verstehen, Bewegung zurückgewinnen

Bei Hockenholz betrachten wir Fersensporn nicht isoliert als Fußproblem, sondern als Ausdruck einer komplexen Überlastungsreaktion des gesamten Bewegungssystems – oft verbunden mit ungünstigen Haltungsgewohnheiten, Stress oder Bewegungsangst.

Unser therapeutischer Ansatz umfasst:

·       Schmerzaufklärung: warum Schmerz nicht gleich Gewebeschaden bedeutet

·       Reizregulation: durch Bewegung, Atmung und sensomotorische Strategien

·       Körperwahrnehmung stärken: Sicherheit im Gehen und Stehen zurückgewinnen

·       Interdisziplinäre Zusammenarbeit: z. B. mit Orthopädinnen, Podologinnen oder Schuhtechnik

Fazit: Fersensporn ist behandelbar – mit funktionellem Blick und aktiver Unterstützung

Ein Fersensporn muss nicht operiert oder dauerhaft ruhiggestellt werden. Mit einem fundierten, aktiven und alltagsnahen Therapieansatz aus Physiotherapie und Ergotherapie lässt sich der Reizzustand regulieren, die Belastbarkeit wiederherstellen – und das Vertrauen in die eigene Bewegung zurückgewinnen.

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