Skoliose – Bewegung fördern, Haltung finden

Was Physio- und Ergotherapie bei Wirbelsäulenverkrümmung bewirken können

Eine Skoliose – also eine seitliche Verkrümmung und Verdrehung der Wirbelsäule – betrifft nicht nur Kinder und Jugendliche. Auch im Erwachsenenalter kann sie Beschwerden wie Rückenschmerzen, muskuläre Dysbalancen oder Atemprobleme verursachen. Die gute Nachricht: In vielen Fällen lässt sich die Skoliose mit gezielter Bewegungstherapie, funktioneller Kräftigung und alltagsnaher Ergotherapie wirksam begleiten – ohne Korsett oder Operation.

Was ist eine Skoliose?

Bei einer Skoliose ist die Wirbelsäule nicht nur seitlich verbogen, sondern auch dreidimensional verdreht – häufig begleitet von muskulären Ungleichgewichten. Man unterscheidet:

  • Idiopathische Skoliose (meist im Jugendalter, Ursache unbekannt)

  • Degenerative Skoliose (bei Erwachsenen, z. B. durch Bandscheibenverschleiß, muskuläre Schwäche)

  • Neuromuskuläre oder sekundäre Skoliosen (z. B. bei neurologischen Erkrankungen)

Typische Symptome:

  • sichtbare Asymmetrien (Schulterhöhe, Rippenbuckel, Beckenstand)

  • muskuläre Verspannungen und Rückenschmerzen

  • Bewegungseinschränkungen

  • bei ausgeprägten Verläufen: Atem- oder Organprobleme

Wichtig: Nicht jede Skoliose verursacht Beschwerden – entscheidend ist die funktionelle Beeinträchtigung, nicht allein der Befund.

Warum gezielte Bewegung so wirksam ist

Früher stand bei Skoliose häufig Korsetttherapie oder Operation im Fokus. Heute zeigt sich: Aktive, individuell abgestimmte Bewegungstherapie kann Haltung verbessern, Schmerzen reduzieren und Funktion erhalten – bei Kindern ebenso wie bei Erwachsenen.

Ziel der konservativen Therapie:

  • muskuläre Balance und Haltungskontrolle verbessern

  • funktionelle Beweglichkeit erhalten

  • Schmerzen durch gezielte Entlastung und Regulation reduzieren

  • selbstwirksame Strategien für Alltag und Beruf entwickeln

Physiotherapie – Haltung aktiv ausgleichen

In der Physiotherapie steht nicht nur die Krümmung im Mittelpunkt, sondern die gesamte Bewegungsorganisation. Es geht um Wahrnehmung, Kräftigung, Mobilität – und um eine neue Beziehung zum eigenen Körper.

Therapeutische Schwerpunkte:

  • aktive Korrekturübungen nach Schroth, Spiraldynamik oder Funktioneller Therapie

  • Mobilisation einseitig blockierter Abschnitte (z. B. Rippen, BWS)

  • Kräftigung der geschwächten Seite – Dehnung der verkürzten Seite

  • Atemtherapie zur Unterstützung der Thoraxbeweglichkeit

  • Medical Yoga zur Wahrnehmung, Regulation und Integration

Leitsatz: Haltung wird nicht „korrigiert“ – sie wird erlebt, verstanden und bewusst bewegt.

Ergotherapie – den Alltag funktionell gestalten

Auch im Alltag wirkt sich eine Skoliose oft aus – sei es durch Fehlhaltungen am Arbeitsplatz, einseitige Belastungen im Haushalt oder Bewegungsangst. Hier setzt die Ergotherapie gezielt an:

Ergotherapeutische Ansätze:

  • Anpassung von Tätigkeiten im Alltag, Haushalt und Beruf

  • Training asymmetrieausgleichender Bewegungsmuster

  • Pacing und Belastungsdosierung bei Schmerzen oder Erschöpfung

  • Individuelle Arbeitsplatzberatung und Haltungsunterstützung

  • Förderung von Selbstfürsorge, Körperwahrnehmung und Bewegungsmotivation

Ziel: Alltagsbelastungen funktionell bewältigen – mit weniger Schmerz und mehr Kontrolle.

Biopsychosozialer Ansatz – Haltung beginnt im Erleben

Bei Hockenholz betrachten wir Skoliose nicht nur als strukturelle Veränderung, sondern als Ausdruck einer dynamischen Körperorganisation, die eng mit Wahrnehmung, Nervensystem und Lebensgeschichte verknüpft ist.

Deshalb integrieren wir:

  • Schmerz- und Haltungsaufklärung – Haltung ist lernbar, nicht schicksalhaft

  • vegetative Regulation durch Atmung, Berührung und Achtsamkeit

  • ressourcenorientierte Bewegungstherapie für mehr Stabilität im Innen wie im Außen

  • interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Orthopädinnen, Ärztinnen und Psychotherapeut*innen

Fazit: Skoliose braucht Bewegung – nicht Perfektion

Eine Skoliose ist kein Grund zur Panik – sondern ein Anlass, den eigenen Körper neu kennenzulernen. Mit einem ganzheitlichen, individuell angepassten Therapieplan aus Physio- und Ergotherapie lässt sich Haltung verbessern, Schmerz lindern und Bewegung wieder als Kraftquelle erleben.

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Fersensporn – gezielt entlasten, bewusst bewegen

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