Fibromyalgie – wenn der ganze Körper schmerzt
Fibromyalgie – wenn der ganze Körper schmerzt
Was Physiotherapie und Ergotherapie heute leisten können
Fibromyalgie ist mehr als „Muskelkater ohne Grund“ – sie ist ein komplexes chronisches Schmerzsyndrom mit weitreichenden Auswirkungen auf Körper, Psyche und Alltag. Die gute Nachricht: Auch ohne Medikamente oder invasive Verfahren gibt es heute wirksame therapeutische Ansätze. Besonders Physiotherapie und Ergotherapie spielen dabei eine zentrale Rolle – vorausgesetzt, sie sind individuell, achtsam und biopsychosozial ausgerichtet.
Was ist Fibromyalgie?
Die Fibromyalgie ist ein funktionelles Schmerzsyndrom, das durch folgende Kernsymptome gekennzeichnet ist:
chronische, großflächige Muskelschmerzen (oft als ziehend, brennend oder drückend beschrieben)
Schlafstörungen und nicht erholsamer Schlaf
ausgeprägte Erschöpfung (Fatigue)
vegetative Beschwerden (z. B. Reizdarm, Herzrhythmusstörungen, Schwindel)
kognitive Einschränkungen („Fibro-Fog“)
erhöhte Stress- und Schmerzempfindlichkeit
Hintergrund: Die Ursache liegt nicht in den Muskeln oder Gelenken selbst, sondern in einer veränderten Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem – einer sogenannten zentralen Sensibilisierung.
Was heißt das für die Therapie?
Die klassische Suche nach einem „Auslöser“ führt bei Fibromyalgie oft in die Irre. Viel hilfreicher ist ein individueller Ansatz, der folgende Ziele verfolgt:
Reduktion der Schmerzempfindlichkeit
Verbesserung der Schlafqualität
Förderung von Bewegung und Körpervertrauen
Unterstützung im Umgang mit Alltagsanforderungen und Erschöpfung
Stärkung von Selbstwirksamkeit und Selbstfürsorge
Physiotherapie bei Fibromyalgie – behutsam, aber gezielt
Die Physiotherapie nimmt bei Fibromyalgie eine besondere Rolle ein – jedoch fernab von Überlastung, Schmerzauslösung oder Kraftzielen. Entscheidend ist die richtige Dosierung, der Aufbau von Körpervertrauen und die Regulation des vegetativen Nervensystems.
Therapeutische Ansätze:
Schonendes Bewegungstraining (z. B. Walking, leichte Kräftigungsübungen, dosiertes Dehnen)
Atem- und Entspannungsverfahren zur vegetativen Beruhigung
Faszien- und Mobilisationstechniken zur Verbesserung der Gewebswahrnehmung
Medical Yoga und sensomotorische Übungen zur Verbesserung von Selbstregulation und interozeptiver Wahrnehmung
Wichtig: Kein „Zähne zusammenbeißen“, sondern ein achtsames, progressiv aufgebautes Training – mit dem Ziel, sich wieder sicher im eigenen Körper zu fühlen.
Ergotherapie – den Alltag wieder lebbar machen
Die Fibromyalgie betrifft oft alle Lebensbereiche: Körperpflege, Haushalt, Familie, Arbeit, Partnerschaft. Hier setzt die Ergotherapie an: nicht symptomzentriert, sondern alltagsnah und lösungsorientiert.
Ergotherapeutische Schwerpunkte:
Energiemanagement & Pacing: Wie kann ich meine Kraft sinnvoll einteilen, ohne in Überforderung oder Schonung zu geraten?
Tätigkeitstraining: Strategien, um wieder aktiv am Leben teilzuhaben – trotz Erschöpfung und Schmerzen
Umgebungsanpassung: ergonomische Hilfen, Stressvermeidung, Tagesstruktur
Stärkung der Handlungskompetenz: durch edukative Gespräche, kreatives Arbeiten und lösungsfokussierte Zielarbeit
Besonders wirksam: Die Kombination aus Aktivität, Alltagsorientierung und therapeutischem Coaching – individuell abgestimmt auf die Lebensrealität der Betroffenen.
Biopsychosoziale Perspektive – der Mensch im Mittelpunkt
Bei Hockenholz verbinden wir in unseren Therapie- und Weiterbildungskonzepten modernste Erkenntnisse der Schmerzforschung mit einem humanistischen, ressourcenorientierten Ansatz. Fibromyalgie verstehen wir nicht als rein medizinisches, sondern als multifaktorielles Geschehen – mit biologischen, psychischen und sozialen Dimensionen.
Wir bieten:
Therapie für Betroffene (Physiotherapie, Ergotherapie, Medical Yoga, Schmerzcoaching)
Weiterbildungen für Therapeut*innen zum Thema chronischer Schmerz, Fatigue, Selbstregulation und somatopsychische Beschwerden
Onlineformate und Präsenzkurse – praxisnah, wissenschaftlich fundiert und erfahrungsbasiert
Fazit: Leben mit Fibromyalgie – und trotzdem lebendig sein
Fibromyalgie ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Ausdruck einer gestörten Reizverarbeitung, oft verstärkt durch jahrelange Überlastung, nicht erkannte Stressoren und mangelndes Verstandenwerden.
Physiotherapie und Ergotherapie können hier viel bewirken – wenn sie individuell, achtsam und ganzheitlich ausgerichtet sind.
Du bist Therapeut*in und möchtest lernen, wie du Menschen mit Fibromyalgie gezielt begleiten kannst?
Dann schau dir unsere Fortbildungen zum Thema Schmerz, Fatigue und psychosomatische Therapie auf www.hockenholz.com/weiterbildungen an.