Schenkelhalsbruch – mehr als ein Knochen, der heilt
Der Schenkelhalsbruch – medizinisch als proximale Femurfraktur bezeichnet – gehört zu den häufigsten Frakturen im höheren Lebensalter. Sturz, plötzlicher Schmerz, Operation, Reha. Auf den ersten Blick ein klarer Ablauf. Und doch beginnt mit diesem Bruch oft mehr als nur ein körperlicher Heilungsprozess.
Denn der Schenkelhalsbruch markiert für viele Patient*innen eine Schwelle: Zwischen Mobilität und Pflegebedürftigkeit. Zwischen Selbstständigkeit und Abhängigkeit. Zwischen Vertrauen in den eigenen Körper – und Angst vor dem nächsten Sturz.
Was passiert bei einem Schenkelhalsbruch?
Die Fraktur betrifft den Übergang zwischen Oberschenkel und Hüftgelenk. Je nach Lokalisation (medial, lateral, pertrochantär) und Dislokation wird operativ versorgt: mit Schrauben, Platten oder einer Endoprothese.
Das eigentliche Problem beginnt aber oft nach dem Eingriff:
Schmerzen beim Bewegen
Unsicherheit beim Stehen
Angst vor Belastung
Immobilität und muskulärer Abbau
Verlust an Selbstvertrauen, Selbstständigkeit und Alltagsfähigkeit
Was können wir therapeutisch bewirken?
Der therapeutische Auftrag nach Schenkelhalsfraktur ist klar – und komplex zugleich: Wiederherstellung von Mobilität, Kraft und Vertrauen.
Therapeutische Schwerpunkte sind:
Frühmobilisation: so viel Bewegung wie möglich, so früh wie möglich – angepasst an Stabilität und Schmerzen
Gangschulung mit Hilfsmitteln: Sicherheit in Übergängen, schrittweise Reduktion der Unterstützung
Sturzprophylaxe durch Koordination, Reaktion und visuelle Kontrolle
Kräftigung der rumpfnahen Muskulatur, insbesondere der Beckenstabilisatoren
Körperwahrnehmung & Gleichgewicht, um vegetative Sicherheit zurückzugewinnen
Psychosoziale Begleitung: Umgang mit Hilflosigkeit, Verlust und Rollenveränderung
Mehr als Mobilität: der psychologische Bruch
Der Schenkelhalsbruch ist oft nicht nur ein orthopädisches, sondern auch ein biografisches Ereignis. Viele Patient*innen empfinden ihn als Wendepunkt. Nicht selten folgen auf die körperliche Verletzung Rückzug, depressive Verstimmungen oder ein Gefühl des „Altwerdens über Nacht“.
Hier braucht es therapeutische Haltung:
Geduld statt Druck
Ermutigung statt Erwartungen
Wiedererleben von Selbstwirksamkeit – in kleinen, machbaren Schritten
Fazit:
Ein Schenkelhalsbruch ist kein Einzelfall – aber immer ein individueller Prozess. Unsere Aufgabe als Therapeut*innen ist es, mehr zu heilen als nur den Knochen: Selbstvertrauen, Bewegungsfreude, Lebensqualität.
Denn ein sicheres Gangbild beginnt im Kopf – und eine gelungene Reha im Miteinander.
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