Schmerz & Angst – Wenn der Körper Alarm schlägt

„Ich habe ständig Schmerzen – aber alle Untersuchungen sind unauffällig.“
„Mein Herz rast, meine Brust schnürt sich zu, ich kann nicht atmen – und niemand findet etwas.“
„Ich wache nachts auf, komplett verkrampft. Alles tut weh. Und ich habe panische Angst.“

Solche Aussagen hören wir in der therapeutischen Praxis immer wieder. Und sie zeigen: Schmerz ist nicht nur ein körperliches Geschehen. Er ist ein Warnsignal – und oft Teil eines viel größeren, inneren Alarmzustands.

Generalisierte Angststörung & Panikattacken – das vegetative System in Dauererregung

Angst ist eine physiologische Reaktion. Doch bei Menschen mit generalisierter Angststörung (GAS) oder wiederkehrenden Panikattacken bleibt das Nervensystem dauerhaft in erhöhter Alarmbereitschaft. Das bedeutet:

  • Das sympathische Nervensystem ist chronisch aktiv

  • Muskulatur bleibt in Anspannung

  • Atmung wird flach und hektisch

  • Verdauung, Schlaf, Erholung – alles wird sekundär

Was zurückbleibt, ist ein Körper im Ausnahmezustand. Und dieser Zustand ist schmerzhaft – auf vielen Ebenen.

Schmerz als körperliche Sprache der Angst

Die Patient*innen berichten über:

  • Spannungskopfschmerzen und Migräne

  • Nackenschmerzen, Zähneknirschen, CMD

  • Rückenschmerzen mit muskulären Dysbalancen

  • Brustenge, Atemnot, Herzstolpern

  • Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Reizdarm oder chronischer Obstipation

All das ist real – auch wenn keine strukturelle Ursache gefunden wird.

Was kann Therapie leisten?

In der Physiotherapie und Ergotherapie haben wir keinen direkten Einfluss auf die Angst – aber wir haben Einfluss auf das System, in dem sie wirkt. Und genau hier entsteht unser Hebel.

Therapeutische Ziele können sein:

  • Regulation statt Kontrolle

  • Vertrauen statt Rückversicherung

  • Wahrnehmung statt Vermeidung

  • Sicherheit statt Schnelligkeit

Was hilft?

  • Sanfte Atemarbeit, um das vegetative System zu regulieren

  • Berührungsbasierte Therapie, die Sicherheit vermittelt

  • Körperwahrnehmungsschulung, um Angst früher zu erkennen

  • Bewegung im Tempo der Klientin, nicht im Takt des Therapieplans

  • Edukativer Umgang mit Schmerz- und Angstmustern – ohne Pathologisierung

Haltung statt Technik

Bei Menschen mit Angst- und Panikstörungen wirkt unsere therapeutische Haltung oft mehr als jede Methode. Ein sicherer Raum, ein verlässlicher Rhythmus, ein ruhiger Tonfall – all das sind Interventionen, die sich nicht in Techniken abbilden lassen, aber tiefgreifend wirken.

Fazit:
Angst und Schmerz sind enge Verwandte. Wer das Nervensystem versteht, kann beiden begegnen – mit Respekt, mit Klarheit und mit einem tiefen Verständnis dafür, dass der Körper nicht spinnt. Er schützt.

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Schmerz und ME/CFS – Wenn selbst Ruhe erschöpft