Long Covid in der Therapie – immer noch aktuell, immer noch herausfordernd
Die akute Pandemie ist vorbei – aber für viele Patient*innen ist Corona längst nicht „abgehakt“. Müdigkeit, Atemnot, Konzentrationsprobleme, Herzrasen, Schmerzen, Überempfindlichkeit – das alles bleibt. Mal subtil, mal lähmend.
Long Covid ist längst kein vorübergehendes Phänomen mehr, sondern eine chronische Herausforderung – für Betroffene ebenso wie für uns Therapeut*innen.
Was ist Long Covid?
Long Covid bezeichnet anhaltende oder neu auftretende Beschwerden mehr als vier Wochen nach einer SARS-CoV-2-Infektion. Die Symptome sind vielfältig – und oft schwer greifbar.
Typisch sind:
Fatigue und Erschöpfung, oft mit post-exertionaler Malaise (PEM)
Atemprobleme, Kurzatmigkeit, thorakales Engegefühl
Konzentrations- und Gedächtnisstörungen („Brain Fog“)
Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, diffuse Schmerzsyndrome
Vegetative Beschwerden: Herzstolpern, Schwitzen, Schwindel
Schlafstörungen, Reizempfindlichkeit, Angstzustände
Was das Ganze so komplex macht: Viele Parameter sind unauffällig. Die Funktion ist gestört, nicht die Struktur.
Was können wir therapeutisch leisten?
Long Covid ist keine klassische Reha-Indikation. Es ist ein komplexes Systemgeschehen – neurologisch, vegetativ, immunologisch. Und genau hier liegt unser Ansatz:
Regulation fördern statt Leistung fordern
Bewegung dosieren statt Funktion testen
Verständnis schaffen statt Aktivität erzwingen
Therapeutische Schwerpunkte:
Atemtherapie und Atemwahrnehmung bei Dyspnoe, Enge und Hyperventilation
Pacing und Energietitration – besonders bei Fatigue und PEM
Körperwahrnehmung und vagale Regulation für vegetative Stabilität
Manuelle Techniken zur Spannungsregulation im Zwerchfell-, Thorax- und HWS-Bereich
Psychophysische Begleitung, auch bei Angst, Überforderung und sozialem Rückzug
Haltung ist Therapie
Long Covid verlangt nicht nur Fachwissen, sondern therapeutische Haltung:
Geduld statt Aktionismus
Zuhören statt „wegtrainieren“
Sicherheit statt Standardprotokolle
Was Betroffene am häufigsten schildern? Dass sie nicht ernst genommen wurden. Genau da dürfen wir ansetzen.
Fazit:
Long Covid ist keine Modeerscheinung – und auch keine Überreaktion. Es ist ein reales, vielschichtiges Beschwerdebild, das langfristige Begleitung braucht. Mit offenen Ohren, gutem Körperverständnis und einem Nervensystem, das sich bei uns sicher fühlen darf.
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