Medical Yoga bei PTBS
Zurück ins Spüren – wie Medical Yoga bei posttraumatischer Belastungsstörung helfen kann
Traumatische Erfahrungen hinterlassen Spuren – nicht nur im Gedächtnis, sondern im gesamten Körpersystem. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine tiefgreifende Störung der Selbstregulation, oft begleitet von innerer Unruhe, Flashbacks, Schlafstörungen, Schmerz und emotionaler Taubheit.
Medical Yoga kann in diesem Kontext eine behutsame, körperorientierte Möglichkeit bieten, Sicherheit, Selbstwahrnehmung und vegetative Stabilität wiederherzustellen – achtsam, trauma-sensibel und tief wirkend.
Was ist PTBS?
PTBS entsteht als Folge eines überwältigenden Erlebnisses, das die Bewältigungsmechanismen des Nervensystems überfordert – etwa durch Gewalt, Unfall, Missbrauch, Krieg oder medizinische Traumata.
Typische Symptome sind:
Wiedererleben (Flashbacks, Alpträume)
Vermeidungsverhalten und emotionale Abkapselung
Übererregung (Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit, Schlafstörung)
Körperliche Beschwerden (z. B. chronischer Schmerz, Herzrasen, Erschöpfung)
Schwierigkeiten, sich zu entspannen oder zu „spüren“
PTBS ist mehr als ein psychisches Leiden – sie ist eine körperlich gespeicherte Erfahrung von Kontrollverlust, Erstarrung und Hilflosigkeit. Deshalb kann Medical Yoga als körperbasierte Methode wertvolle Impulse setzen.
🧘 Was ist Medical Yoga?
Medical Yoga verbindet die Essenz klassischer Yogatechniken mit Erkenntnissen aus moderner Schmerz- und Traumatherapie, Polyvagaltheorie und funktioneller Bewegungspädagogik. Die Praxis ist achtsamkeitsbasiert, individuell anpassbar und therapeutisch fundiert.
Für Menschen mit PTBS bietet Medical Yoga vor allem:
eine neue Beziehung zum Körper – jenseits von Angst oder Vermeidung
Stärkung des inneren Gefühls von Sicherheit und Kontrolle
Beruhigung des autonomen Nervensystems
achtsames Spüren ohne Überwältigung
Wie wirkt Medical Yoga bei PTBS?
1. Atem als Brücke zur Selbstregulation
Der Atem ist einer der stärksten Zugänge zum Nervensystem – sanft, jederzeit verfügbar, kontrollierbar. Bei PTBS ist das Atemmuster oft flach, unregelmäßig oder unbewusst. Medical Yoga hilft, den Atem als verankernden Anker wiederzuentdecken:
verlängerte Ausatmung
Atemwellen im Liegen mit Gewicht am Bauch
Summen („mmm“) oder Kehlatem (Ujjayi) zur Vagus-Stimulation
Atem als Mittel zur Selbstberuhigung
2. Somatische Achtsamkeit: Spüren ohne Überforderung
Viele Traumabetroffene haben „den Körper verlassen“, um zu überleben. Medical Yoga lädt dazu ein, Schritt für Schritt in den Körper zurückzukehren – nicht durch fordernde Bewegung, sondern durch kleine, sichere Impulse:
leichte Bewegungsflüsse im Sitzen oder Liegen
geführte Körperreisen mit Möglichkeit zum Pausieren
Selbstberührung zur Reorientierung („Ich bin da.“)
klare, vorhersagbare Abläufe zur Beruhigung
3. Vom Freeze zur Bewegung – Trauma-sensibles Mobilisieren
PTBS ist oft mit einem Gefühl von Erstarrung („Freeze“) verbunden. Medical Yoga hilft, diese Erstarrung vorsichtig zu lösen – nicht durch Leistung, sondern durch rhythmische, regulierte Bewegung:
Schüttelübungen, Zittern lassen – kontrolliert und entlastend
Mikrobewegungen mit Fokus auf Gelenkachsen
Bewegungsrituale mit Wiederholung und Struktur
4. Wiederaufbau von Sicherheit und Selbstwirksamkeit
Medical Yoga stärkt das Gefühl: „Ich kann mich selbst regulieren.“ Diese Erfahrung ist für traumatisierte Menschen oft ein Wendepunkt. Hilfreich sind:
Übungen mit Wahlmöglichkeit („Stoppen ist erlaubt“)
Grenzen spüren und benennen lernen
sanfte Kräftigung zur Körperbewohnung
Integration von „containenden“ Positionen (Embodiment von Halt)
Für wen ist Medical Yoga bei PTBS geeignet?
Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung (nach Absprache mit Therapeut*in)
Betroffene mit Entwicklungstraumata, chronischer Anspannung, Dissoziation
Patient*innen mit somatoformen Beschwerden und vegetativer Übererregung
Therapeut*innen, die mit körperorientierten Methoden arbeiten (z. B. Psychotherapie, Körperarbeit, Yoga)
Menschen, die sich nach einem achtsamen, selbstwirksamen Zugang zur Heilung sehnen
Fazit: Heilung beginnt mit Spüren
Medical Yoga bei PTBS ist kein Ersatz für Psychotherapie, aber ein tief wirksames, körpernahes Begleitangebot. Es schafft Räume der Sicherheit, Berührung ohne Überforderung und ein neues Verhältnis zum eigenen Inneren. In einem Körper, der als sicher erlebt wird, wird Heilung möglich – nicht durch Kampf, sondern durch Verbindung.
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