Yoga in der Schwangerschaft – bewegte Geborgenheit für Körper & Nervensystem

Ein Blogartikel für Therapeut*innen, Yogalehrende und Begleitende im therapeutischen Kontext
Von Florian Hockenholz, Physiotherapeut, Osteopath & Yogalehrer

Die Schwangerschaft ist eine Zeit der Veränderung – körperlich, emotional, hormonell, identitätsbildend. Für viele Frauen beginnt damit eine neue Form der Selbstwahrnehmung: intensiver, fragiler, achtsamer.

Yoga kann in dieser Zeit ein stabilisierender Anker sein. Nicht, weil es spektakulär ist – sondern weil es Raum schafft. Für Atem. Für Bewegung. Für Beziehung – zum wachsenden Körper, zum ungeborenen Kind, zum eigenen Inneren.

Warum Yoga in der Schwangerschaft?

Weil Schwangerschaft nicht nur ein medizinisches, sondern ein körperlich-emotionales Ereignis ist.
Und weil viele der damit verbundenen Beschwerden – Rückenschmerzen, Schlafprobleme, Angst, Enge, Atemnot – nicht durch Medikamente gelöst werden können.

Yoga wirkt hier als sanftes Regulations- und Wahrnehmungstraining:

  • Stabilisierung & Mobilisation: für Becken, Lendenwirbelsäule, Beckenboden

  • Atemschulung: für mehr Raum, Ruhe und Zwerchfellbeweglichkeit

  • Vegetative Beruhigung: Vagusaktivierung durch Bewegung & Atmung

  • Körperwahrnehmung: Orientierung in einem sich verändernden System

  • Psycho-emotionale Integration: Angst regulieren, Vertrauen stärken

Was wirkt konkret?

🧘‍♀️ Haltung & Bewegung

  • Beckenmobilisation (z. B. Beckenkreisen, Katze-Kuh, sanfte Seitneigung)

  • Entlastung von LWS und Iliosakralgelenk

  • Übungen im Vierfüßlerstand → Symmetrie & Stabilität

  • Sanfte Seitdehnung → schafft Raum im Brustkorb

🌬 Atem & Nervensystem

  • Ausatmungsbetonte Atemführung → vagusaktivierend

  • Atemräume bewusst spüren: Rippenbögen, Flanken, Becken

  • Atem als Werkzeug für die Geburt begreifen: ruhig, rhythmisch, verbunden

🧠 Körperwahrnehmung & emotionale Stabilität

  • Bodyscan & achtsame Bewegung → Integration & Sicherheit

  • Visualisierungen: Weite im Becken, Verbindung zum Baby, Ankommen im Jetzt

  • Förderung der inneren Haltung: „Ich darf weich sein. Ich darf stark sein.“

Was Yoga in der Schwangerschaft nicht sein sollte

❌ Kein Leistungsprogramm zur „fitten Geburt“
❌ Keine spirituelle Überforderung
❌ Keine Haltungskorrektur um jeden Preis
❌ Kein Dogma, wie Geburt oder Schwangerschaft „richtig“ zu sein hat

Stattdessen:
✅ Erlaubnis, den eigenen Körper neu kennenzulernen
✅ Respekt vor individuellen Grenzen
✅ Achtsame Begleitung statt Optimierung

Für wen ist Schwangerschaftsyoga besonders wertvoll?

  • Für Erstgebärende mit Unsicherheiten

  • Für Frauen mit früheren Geburts- oder Verlusterfahrungen

  • Bei Angst, Schlaflosigkeit, innerer Unruhe

  • Bei Rücken-, Becken- oder ISG-Schmerzen

  • Als präventive Selbstregulation – auch für das Nervensystem des Kindes

Fazit

Yoga in der Schwangerschaft ist keine Methode, sondern eine Haltung: zu sich selbst, zum sich verändernden Körper und zum Leben, das entsteht.
Wenn es achtsam, anatomisch fundiert und therapeutisch begleitet angeboten wird, ist es ein wertvolles Werkzeug – nicht zur Selbstoptimierung, sondern zur Selbstverbindung.

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