Yoga bei unspezifischem Rückenschmerz – bewegen, spüren, regulieren
Ein Blogartikel für Therapeut*innen, die Yoga als wirksames Werkzeug in der Schmerztherapie nutzen möchten
Von Florian Hockenholz, Physiotherapeut, Osteopath & Yogalehrer
Rückenschmerzen sind Volkskrankheit Nummer eins – und in über 85 % der Fälle unspezifisch. Das heißt: Es gibt keine klare strukturelle Ursache, aber sehr wohl Schmerzen, Verspannung, Bewegungseinschränkung und häufig auch Angst.
Viele dieser Patient*innen haben bereits eine Odyssee aus MRT, Spritzen, Schmerzmitteln und Schonhaltung hinter sich. Was fehlt, ist nicht noch eine Maßnahme – sondern eine neue Erfahrung mit dem eigenen Körper.
Genau hier setzt Yoga an. Und zwar nicht als Lifestyle-Produkt, sondern als therapeutisches Werkzeug: achtsam, dosierbar, effektiv.
Warum Yoga?
Weil unspezifischer Rückenschmerz meist nicht durch eine Läsion entsteht, sondern durch:
muskuläre Fehlspannung
vegetative Daueraktivierung
Angst vor Bewegung (Kinesiophobie)
reduzierte Körperwahrnehmung
dysfunktionale Atemmuster
emotionalen Stress
Yoga adressiert all das – ganz ohne Geräte, invasiven Eingriff oder Nebeneffekte.
Was wirkt – und warum?
🧘♂️ Bewegung
Sanfte Mobilisation der Wirbelsäule
Variabilität statt monotone Wiederholung
Förderung von Kraft & Elastizität – ohne Leistungsdruck
🌬 Atmung
Beruhigung des Nervensystems über langsame Ausatmung
Zwerchfellaktivierung → Entlastung der LWS
Atem lenkt Aufmerksamkeit nach innen – statt nach außen (wo die Angst sitzt)
🧠 Körperwahrnehmung
Schmerz muss nicht verschwinden – aber er wird anders erlebt
Interozeption stärken = Selbstregulation fördern
Vertrauen in Bewegung wird durch Wiederholung aufgebaut
🧘♀️ Haltung
Weg von „ich muss aufrecht sitzen“ – hin zu „wie fühlt sich mein Rücken gerade sicher an?“
Wahrnehmung statt Korrektur
Was Yoga nicht ist
❌ Keine akrobatische Leistungsdisziplin
❌ Kein spiritueller Umweg zur Rückengesundheit
❌ Kein dogmatischer Haltungsansatz
❌ Kein „One fits all“-Programm
Stattdessen:
✅ Adaptierbare Sequenzen
✅ Schmerzangepasste Praxis
✅ Therapeutische Begleitung möglich
✅ Gezielte Übungen zur Regulation & Stabilität
Was sagt die Forschung?
Studien zeigen:
Yoga ist bei unspezifischem Rückenschmerz mindestens so wirksam wie klassische Rückenschule
Die Kombination aus Bewegung, Achtsamkeit und Atem wirkt nachhaltig
Patient*innen profitieren nicht nur körperlich – sondern auch psychisch und emotional
→ Weniger Katastrophisieren, mehr Vertrauen in den eigenen Körper
Fazit
Bei unspezifischem Rückenschmerz braucht es keine spektakulären Methoden – sondern einfache, wirksame Werkzeuge, die das System regulieren und den Körper wieder erlebbar machen.
Yoga tut genau das – wenn es therapeutisch gedacht, achtsam angeleitet und individuell angepasst wird.
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