Yoga bei generalisierter Angststörung
Wie achtsame Bewegung, Atem und Körperbewusstsein den inneren Dauerstress regulieren können
Ständige Sorgen, diffuse Ängste, innere Anspannung – viele Menschen mit einer generalisierten Angststörung (GAS) erleben ihren Alltag wie ein permanentes inneres Alarmprogramm. Auch wenn äußerlich alles „gut“ scheint, bleibt das Nervensystem in Habachtstellung: Gedanken kreisen, der Atem bleibt flach, der Schlaf ist unruhig. Die gute Nachricht: Yoga kann dabei helfen, dieses chronisch übererregte Stresssystem zu regulieren – auf körperlicher wie auf emotionaler Ebene.
Was ist eine generalisierte Angststörung?
Die generalisierte Angststörung gehört zu den häufigsten Angsterkrankungen. Sie zeichnet sich durch anhaltende, übermäßige Sorgen aus, die schwer kontrollierbar sind und sich nicht nur auf eine konkrete Situation oder ein Ereignis beziehen. Typische Symptome sind:
Ruhelosigkeit, Reizbarkeit
Muskelverspannungen, Zittern
Einschlaf- oder Durchschlafprobleme
Konzentrationsstörungen
Herzklopfen, Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel
Hinter all dem steht ein chronisch aktiviertes sympathisches Nervensystem – der Teil unseres autonomen Nervensystems, der für Kampf- oder Fluchtreaktionen zuständig ist. Genau hier setzt Yoga an.
Yoga als Regulationstraining für das Nervensystem
Yoga ist weit mehr als körperliche Bewegung. Richtig angewendet, kann es als ein somatisches Selbstregulationstraining verstanden werden, das sowohl Körper als auch Geist beruhigt. Insbesondere die Kombination aus:
achtsamer Bewegung (Asanas)
bewusster Atmung (Pranayama)
Meditation und Körperwahrnehmung
kann dem überaktiven Nervensystem die Rückmeldung geben: Du bist sicher. Du darfst loslassen.
Studien zeigen, dass regelmäßige Yogapraxis das Stresshormon Cortisol senkt, die Herzratenvariabilität verbessert und die vagale Aktivität erhöht – also genau jene Prozesse fördert, die bei Menschen mit Angststörungen häufig gestört sind.
Was wirkt besonders gut bei Angst?
1. Langsame, fließende Bewegungen
Bewegungsabfolgen wie Vinyasa in Zeitlupe, Yin Yoga oder somatisch orientierte Haltungen laden zur Selbstwahrnehmung ein. Wichtig ist, dass keine Überforderung entsteht und der Atem jederzeit fließen kann.
2. Atemübungen zur Erdung
Gerade bei innerer Unruhe wirken:
verlängerte Ausatmung (z. B. 4 Sekunden ein, 6–8 Sekunden aus)
Bhramari (Summatmung) zur vagalen Aktivierung
Nadi Shodhana zur inneren Balance
3. Bodyscan & Meditation
Nicht alle Menschen mit Angst können sofort still sitzen – und müssen das auch nicht. Bodyscans im Liegen, sanft geführte Meditationen oder achtsames Gehen können helfen, die Aufmerksamkeit vom Gedankenstrom zurück in den Körper zu holen.
Yoga ersetzt keine Therapie – ist aber eine wirksame Ergänzung
Wichtig: Yoga ist kein Ersatz für eine Psychotherapie oder medizinische Behandlung, kann diese aber sinnvoll ergänzen. Gerade in der körpertherapeutischen Begleitung, in der achtsamen Gruppenarbeit oder im Einzelunterricht kann Yoga zur Stärkung der Selbstwirksamkeit, zur Panikprophylaxe und zur emotionalen Entlastung beitragen.
Fazit: Sicherheit spüren lernen – im eigenen Körper
Menschen mit generalisierter Angststörung brauchen keine spirituelle Überhöhung – sie brauchen Werkzeuge, um wieder Vertrauen in ihren Körper und ihre innere Selbstregulation zu gewinnen. Yoga kann hierfür ein sanfter, aber tiefgreifender Weg sein. Nicht als Leistung, sondern als Einladung: Du bist hier, du darfst atmen, du darfst dich spüren.
Weiterbildungstipp:
In unseren Seminaren zu Psychosomatik & Yoga erfährst du, wie du Yoga in der therapeutischen Arbeit gezielt zur Stabilisierung bei Angst, Depression und Stress einsetzen kannst.
👉 Mehr dazu unter: www.hockenholz.com/yoga