Yoga bei Fibromyalgie

Achtsame Bewegung als Weg aus dem Schmerzgedächtnis

Fibromyalgie gilt als eine der komplexesten und oft missverstandenen Schmerzerkrankungen. Die Betroffenen leiden unter chronischen, weit verbreiteten Schmerzen, begleitet von Erschöpfung, Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen und häufig auch depressiven Verstimmungen. Während Medikamente nur begrenzt helfen, zeigt sich: Bewegung in Kombination mit Entspannung kann ein Schlüssel zur Linderung sein – besonders, wenn sie achtsam, sanft und individuell angepasst ist. Genau hier entfaltet Yoga seine besondere Wirkung.

Was ist Fibromyalgie – und warum ist sie so schwer zu fassen?

Fibromyalgie ist eine funktionelle Schmerzstörung, bei der das Nervensystem Schmerzreize überempfindlich verarbeitet. Auslöser können körperliche Traumata, Infekte oder anhaltender Stress sein. Viele Betroffene berichten von einem langen Leidensweg, gefüllt mit Fehldiagnosen, Selbstzweifeln und dem Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.

Die Schmerzverarbeitung ist verändert, aber nicht „eingebildet“. Das Zentrale Nervensystem ist überaktiv, das vegetative Nervensystem häufig dysreguliert. Genau dort setzt Yoga an: nicht als Sportprogramm, sondern als ganzheitliche Regulationstherapie.

Wie wirkt Yoga bei Fibromyalgie?

Wissenschaftlich belegt:

Studien zeigen, dass regelmäßige Yogapraxis bei Fibromyalgie:

  • Schmerzen reduziert

  • Schlafqualität verbessert

  • Fatigue lindert

  • Stimmung stabilisiert

  • und die Lebensqualität deutlich erhöht

Neurobiologische Erklärung:

  • Yoga aktiviert den Parasympathikus (Ruhenerv)

  • verbessert die Körperwahrnehmung

  • moduliert die Schmerzverarbeitung im Gehirn

  • und stärkt die Selbstwirksamkeit – ein wichtiger Faktor bei chronischen Erkrankungen

Welche Yoga-Elemente sind bei Fibromyalgie besonders hilfreich?

1. Sanfte, fließende Bewegungen

  • Kein Dehnen bis zur Schmerzgrenze!

  • Bewegungen im Atemfluss, angepasst an die Tagesform

  • Elemente aus Yin Yoga, somatischer Bewegung oder Medical Yoga

2. Atemarbeit zur vegetativen Regulation

  • Verlängerte Ausatmung (z. B. 4-7 Atemrhythmus)

  • Summatmung (Bhramari)

  • Atempausen zur Beruhigung des Nervensystems

3. Meditation & Achtsamkeit

  • Gedanken beobachten, ohne sie zu bewerten

  • Akzeptanz fördern, ohne sich aufzugeben

  • Body-Scan, Yoga Nidra oder achtsames Gehen

4. Berührung & Selbstfürsorge

  • Selbstmassage mit Öl (Abhyanga) zur Förderung des Körperbezugs

  • sanfte Decken, Kissen & warme Reize zur sensorischen Integration

Was Yoga nicht ist

Yoga ist kein Allheilmittel. Es heilt nicht „die Fibromyalgie“ – aber es kann helfen, den Umgang mit ihr zu verändern. Wichtig ist, dass der Yogaunterricht:

  • schmerzadaptiv

  • nicht leistungsorientiert

  • und individuell abgestimmt ist

Denn: Fibromyalgie ist eine Einladung, aus dem ständigen „Ich muss“ auszusteigen – und den Körper als Wegweiser zu begreifen, nicht als Gegner.

Fazit: Sich selbst wieder spüren – ohne Angst vor dem Schmerz

Yoga bei Fibromyalgie bedeutet nicht, sich zu verbiegen – sondern achtsam zu forschen: Was tut mir heute gut? Was fühlt sich stimmig an? Durch Bewegung, Atem und innere Ausrichtung kann ein Raum entstehen, in dem Schmerz nicht mehr alles dominiert.

In der Stille der Praxis wächst nicht nur Beweglichkeit, sondern auch Mitgefühl – für den eigenen Körper, für die eigene Geschichte und für den Weg, der vor einem liegt.

Hinweis:
Auf www.hockenholz.com zeigen wir, wie therapeutisches Yoga bei Fibromyalgie und anderen chronischen Schmerzerkrankungen professionell und wirksam eingesetzt werden kann.

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