Yoga bei Asthma
Atmen lernen, den Brustraum öffnen, Selbstwirksamkeit stärken
Asthma ist eine chronische Atemwegserkrankung, bei der sich die Atemwege immer wieder verengen – ausgelöst durch Allergene, Stress, körperliche Belastung oder Infekte. Viele Betroffene kennen das Gefühl: Enge in der Brust, das Bedürfnis, „nicht richtig durchatmen“ zu können, und eine ständige Wachsamkeit gegenüber dem eigenen Atem.
Was viele nicht wissen: Yoga kann bei Asthma eine wirkungsvolle Ergänzung zur medizinischen Behandlung sein. Durch gezielte Atemlenkung, Haltungsarbeit und körperliche Wahrnehmung kann die Selbstregulation des Atems verbessert und das Angst-Atem-Muster durchbrochen werden.
Was passiert bei Asthma?
Bei einem Asthmaanfall kommt es zu:
Verengung der Bronchien (durch Kontraktion der glatten Muskulatur)
Entzündungen und Schleimbildung in den Atemwegen
Überempfindlichkeit der Atemwege gegenüber Reizen
oft auch zu Angst, Atemnot, Engegefühl und Stressreaktion
Die Folge ist ein Teufelskreis: Angst → flache Atmung → muskuläre Anspannung → verstärkte Atemnot.
Wie wirkt Yoga bei Asthma?
Yoga unterstützt auf mehreren Ebenen:
1. Atembewusstsein statt Atemkontrolle
Pranayama-Techniken helfen, den Atem wieder bewusst wahrzunehmen, ohne ihn sofort beeinflussen zu wollen. Das stärkt das Vertrauen in die eigene Atemfähigkeit.
2. Brustkorb- und Zwerchfellmobilisation
Sanfte Öffnungshaltungen, Schulterarbeit und Dehnungen im Brustbereich fördern die Beweglichkeit der Atemmuskulatur und schaffen mehr Raum für Einatmung.
3. Beruhigung des vegetativen Nervensystems
Viele Asthmapatient*innen befinden sich in einem permanenten Alarmzustand. Yoga aktiviert gezielt den Parasympathikus, den Ruhenerv – und hilft so, Angst, Unruhe und Atemnotspiralen zu durchbrechen.
4. Körperwahrnehmung und Selbstwirksamkeit
Durch regelmäßige Praxis wächst das Gefühl: Ich kann etwas tun, wenn es eng wird. Das steigert die Selbstwirksamkeit – ein zentraler Baustein im Umgang mit chronischen Erkrankungen.
Besonders geeignete Yoga-Elemente bei Asthma
Atembeobachtung im Liegen oder Sitzen (z. B. Fokus auf den Atemraum)
Verlängerte Ausatmung (z. B. 4 Sekunden ein, 6–8 Sekunden aus)
Summatmung (Bhramari) zur Vagusaktivierung
Bewegungen mit Betonung der Ausatmung (z. B. fließender Katzenbuckel)
Entspannungsübungen mit Klang oder Gewicht auf dem Brustkorb
Atemräume visualisieren (z. B. „den Rücken atmen lassen“)
Was ist zu beachten?
Akute Anfälle gehören in medizinische Hände. Yoga ist eine unterstützende Maßnahme, kein Ersatz für Medikamente.
Keine Atemtechniken mit langem Atemanhalten oder starkem Druck (z. B. Kapalabhati, intensives Pranayama in der Anfangsphase vermeiden)
Sanftes Üben ohne Leistungsdruck – in Verbindung mit dem Körpergefühl, nicht dagegen
Der Fokus liegt nicht auf Perfektion, sondern auf dem Erleben von Weite, Ruhe und Kontrolle
Fazit: Der Atem darf wieder dein Verbündeter sein
Yoga bei Asthma bedeutet nicht, stärker atmen zu müssen – sondern achtsamer.
Es geht darum, dem Atem wieder zu vertrauen, den Körper nicht als Feind, sondern als Verbündeten zu erleben.
In der Stille der Bewegung und der Weite des Atems entsteht Raum – im Brustkorb, im Kopf, im Leben.
Für Therapeut*innen:
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